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Was hat es auf sich mit dem US Army Hauptquartier in Wiesbaden?
Wofür sind die neuen US Einrichtungen 56. Artilleriekommando und Second Multidomain Task Force in Mainz-Kastell gedacht?
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Militärstandort Wiesbaden - Update 2 0 2 2
Wiesbaden
Steuerungszentrale der US Armee für Europa und Afrika
Update 2022
Antworten auf eine Anfrage im Wiesbadener Stadtparlament zu den beiden neuen US Militäreinheiten „56. Artilleriekommando“ und „Second Multidomain Task Force);
Informationen zum Einfluss der US Standorte auf die Stadtentwicklung Wiesbadens;
Einschätzung der Gefährdungslage der Bevölkerung im Kriegsfall.
Gesendet von Radio Rheinwelle am 14. Februar 2022; verantwortlich für die Sendung Rosa-Luxemburg-Club Wiesbaden; im Studio Dr. Michael Forßbohm
Antworten auf die Anfrage der Wiesbadener Stadtverordneten Brigitte Forßbohm (die linke):
Das 56. US Artelleriekommando wurde am 8.11.2021 auf US Gelände in Mainz-Kastell reaktiviert.
Diese Kommandoeinheit veanlasst den Einsatz von Mittelstreckenraketen, die anderswo in Deutschland und Europa fest stationiert oder auf Lastwagen montiert werden. Im Zuge des Vertrages über die Abrüstung nuklearer Mittelstreckenraketen in Europa war diese Kommandoeinheit 1991 geschlossen worden.
Die Second Multidomain Task Force wurde in Wiesbaden Erbenheim eingerichtet. Welche Aufgaben diese Einheit hat, darüber sei die US Army nicht befugt, Auskunft zu geben. Auch nicht dem Wiesbadener Oberbürgermeister, der die Anfrage der Linken beantwortete.
Informationen des Mainz-Kasteller Ortsvorstehers Hartmut Bohrer (die linke):
In Wiesbaden Erbenheim befindet sich das Hauptquartier der US Army für Europa und Afrika. Nun wurden zwei weitere zentrale US Einrichtungen hierher verlegt, bzw. hier wieder aktiviert.
Die Rede ist davon, dass 500 Soldaten zusätzlich nach Wiesbaden verlegt werden, dazu 750 Angehörige und einige deutsche Beschäftigte, die für diese Einheiten tätigt sind.
Die Stationierungen sind keine Reaktion auf die gegenwärtige Entwicklung im Osten Europas, sondern bereits seit 2019 im Rahmen längerfristiger geostrategischer Planungen in Vorbereitung.
Die zivilen Auswirkungen sind für die Region Wiesbaden-Mainz erheblich. Als 2012 das US Headquarter von Heidelberg nach Wiesbaden verlegt wurde geschah das mit der Zusage, dass die US Armee sich auf den Standort Erbenheim beschränkt. Die US Army erhielt in unmittelbarer Nachbarschaft zum US Gelände in Erbenheim 29 Hektar Land der städtischen Domäne Mechthildshausen. Die Domäne – ein Ausbildungsbetrieb für 400 Jugendliche in verschiedenen Berufen – erhielt dafür Flächen, die heimische Landwirte abgeben mussten .Dafür sollten die kleineren US Gelände in Mainz-Kastell an die Stadt Wiesbaden zurückgegeben werden. Das ist nicht geschehen. Stattdessen werden sie nun wieder militärisch genutzt.
Die 25 Hektar Gelände in Mainz-Kastell sind mit Schadstoffen belastet. Wiesbaden hatte geplant, diese (weil mitten im Ortsteil gelegen) zu sanieren, um der Verschmutzung des Grundwassers durch diese Schadstoffe zu stoppen. Anschließend sollten dort Wohnungen gebaut werden. Durch den Wortbruch der US Army muss nun ein weiteres Landschaftsschutzgebiet bebaut werden.
Gefährdungslage für die Bevölkerung
„Das Hauptquartier der US Armee für Europa und Afrika wäre natürlich eines der allerersten Ziele in einer Kriegssituation.“
Im heutigen Zusammenhang lässt sich diese Stationierung mit ebenso gefährlichen Krisen während des Kalten Krieges vergleichen: der Kuba Krise und der Stationierung von Pershing und Cruise Missiles Raketen.
Und auch die neuen Stationierungen sind kein Grund zur Freude. Mit der Einrichtung des 56. Artilleriekommandos kehrt „der kalte Krieg … zurück nach Wiesbaden“ (Hessenschau). Die USA entwickeln neue Hyperschallraketen, die ihre tödliche Fracht selbst von Deutschland aus in 20 Minuten nach Moskau tragen können.
„Würde in einem Krieg eine Atombombe vom Hiroshimatyp über dem US Headquarter detonieren, dann wären sofort die Hälfte aller Menschen in den Großstädten Wiesbaden und Mainz tot. Von den 500.000 Einwohner, mit dem Umland sind es eine Million, wäre die Hälfte sofort tot, Die andere Hälfte würde relativ zeitnah jämmerlich sterben. Eine medizinische Versorgung wäre völlig undenkbar. Noch in Bingen würden die Tankstellen explodieren, wenn über Erbenheim eine Hiroshimabombe detonieren würde. Und wir sind jetzt 77 Jahre weiter. Heute haben Atomwaffen noch ganz andere Dimensionen an Zerstörungskraft. Wenn mehrere zum Einsatz kämen, wären weite Teile der Erde unbewohnbar. Die Zurückgebliebenen wären kaum in der Lage, diese Katastrophe zu bewältigen.
Wir sehen, welche Anforderungen die Corona Pandemie an die Menschheit stellt. Eine Situation nach einem Atomkrieg, das kann man sich nicht vorstellen. Das muss unbedingt verhindert werden. Der einzige Weg ist Abrüstung.“
„Es ist ja Ende der 80er Anfang der 90er Jahre gelungen, dass mehrere Abrüstungsverträge für verschiedene Waffensysteme geschlossen wurden und dadurch enorme Finanzmittel eingespart wurden, die vorher in die Rüstung gingen, und die in zivile Projekte gesteckt werden konnten.
Das ist die einzige Alternative, die es gibt.
Wir verdanken das der großen Umwelt- und Friedensbewegung, die es in den 80ern gab, und wir haben ja auch heute wieder Ansätze dazu.“
„Das Bewusstsein, dass wir alle auf EINER Erde leben, und nicht einfach ein Teil davon untergehen kann durch Klimakatastrophe oder Kriege, das hat sich gestärkt.; dass wir viel stärker zusammenhängen als Menschen auf der Erde, und dass wir friedliche und solidarische Lösungen entwickeln müssen.
Das ist meine Hoffnung, dass sich so wie in den 80er Jahren wieder eine Friedensbewegung entwickelt, die ein Gegengewicht zu dieser Hochrüstungs- und Aufrüstungspolitik darstellt, die sich in den letzten Jahren herausbildete.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das wieder umkehren können. Es ist sicher schwierig, das sieht man ja auch beim Klimawandel, dass die Erkenntnis erst mal da sein und die Kräfte gesammelt werden müssen.
Wir müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten, wieder mehr werden, wieder auf die Straße kommen und zeigen müssen, dass die Bevölkerung das ablehnt.“