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International Ethecon Blue Planet Award 2021 - Gegen den Krieg in Mali
Die Stiftung ethecon – Ethik und Ökonomie – würdigt jährlich mit ihrem „Internationalen Ethecon Blue Planet Award“ solche Personen, in deren Handeln ethische Prinzipien Vorrang haben vor der Ökonomie. Ihr „Dead Planet Award“ hingegen richtet die Aufmerksamkeit auf Personen, die eine persönliche Verantwortung tragen für die Gefährdung und den Ruin des Planeten (2021 an Manager von RWE und Armin Laschet).
In diesem Jahr ehrte ethecon den Einsatz der malischen Menschrechts- und Friedensaktivisitin Aminata Dramane Traoré. Die Aufzeichnung der Preisverleihung findet sich auf der Webseite von ethecon. Ihrer Dankesrede widmete die Tageszeitung „junge Welt“ am 20.12. die Schwerpunktseite.
Wir veröffentlichen hier einen Teil ihrer Rede, die sich mit der Lage in Mali auseinandersetzt. Dieser Krieg droht so desaströs zu werden wie der in Afghanistan. Die Bevölkerung der gesamten Sahel-Region leidet unter der Militarisierung des Konfliktes. Und die Bundeswehr ist wieder einmal Teil des Problems.
Afrika ist nicht nur der Kontinent, der, ohne ein großer Umweltverschmutzer zu sein, den größten Tribut an die globale Erwärmung zahlen wird, sondern wird ohne einen Paradigmenwechsel in der Entwicklung noch stärker darunter leiden. Der Klimawandel verlangt ein Ende der endlosen Kriege. Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass diese moralische und politische Forderung den Abzug der US-Armee aus Afghanistan zu einer ökologisch verantwortungsvollen Entscheidung macht. Die gleiche Antwort ist auch für die Sahelzone erforderlich. Der trügerische Rückzug der »Barkhane«-Truppe ist natürlich nicht das Ende des Krieges, sondern er hat zum Ziel, ihn durch »Takuba« (multinationale Truppe für die Region, jW) zu europäisieren und durch die G5-Saheltruppe (Mauretanien, Mali, Niger, Burkina Faso, Tschad, jW) zu afrikanisieren.
Angesichts dieser Situation sollte ganz Afrika wie ein Mann dafür kämpfen, »die Waffen zum Schweigen zu bringen«, anstatt im Namen des Kampfes gegen den Terrorismus Waffen zu fordern, ganz gleich, woher sie kommen. Es muss ethischere Wege der Zusammenarbeit zwischen Nationen geben als diese Koalition gegen Mali. Es ist nur an der Zeit, die Waffen zum Schweigen zu bringen, indem die ausländischen Truppen vollständig und so schnell wie möglich abgezogen werden. Unsere Staaten müssen nicht beweisen, dass sie stark und männlich sind, wenn sie den Terrorismus mit Waffengewalt bekämpfen. Es geht darum, konkret abgestimmte und nachhaltige Antworten auf die Übel zu finden, die den Terrorismus hervorgebracht haben und ihn aufrechterhalten. Diese sind wirtschaftlicher, politischer und geopolitischer Natur.
Abschließend möchte ich betonen: Afrika kann nicht mehr länger ein unermesslich reicher und ausgeplünderter Kontinent mit einer unermesslich armen und beraubten Bevölkerung sein; Afrika kann nicht mehr länger der Kontinent sein, der die Umwelt am wenigsten verschmutzt, während er gleichzeitig den höchsten Preis für die globale Erwärmung zahlt.
Lassen Sie uns auf einen echten Paradigmenwechsel hinarbeiten, denn sozialer Frieden, menschliche Sicherheit und politische Stabilität, die gut für Deutschland und Europa sind, sind auch gut für uns in Mali, im Sahel und in Afrika.